10. August 2020
Eine andere Zeit
Es ist August 2020. Westernhagen ruft mir durch das Radio zu: „Jetzt sitz’ ich hier, bin etabliert und schreib auf teurem Papier, ein Lied über meine Vergangenheit, damit ich den Frust verlier’.“ Treffer. Das teure Papier ist ein weiß leuchtender Laptop. Seit 2005, die schöne Studienzeit in Stuttgart ist vorbei, steigen die Auftragszahlen. Von Buxtehude bis Toronto reise ich mit Kameras, Licht und Tonzeug. Was für ein großartiger Job. Zumindest bis zum Februar dieses Jahres. Das letzte was meine Kameras zu sehen bekommen, sind ein Expertengespräch und einige Interviews auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin. Mich wollen sie nicht sehen. Was habe ich schon zu sagen. Also bleiben sie verstaut, bereit für den nächsten Einsatz. Immerhin, seit Juni findet die neue Freiheit für mich als Freiberufler erst einmal online statt. Die Kongresse, auf denen ich sonst unterwegs bin, sind jetzt virtuell. Aufgezeichnet wird mit dem Rechner. Meine Kameras sind beleidigt, aber ich bin dankbar. „Ich will zurück auf die Straße“, singt Westernhagen weiter und manifestiert damit meinen Wunsch für das neue Jahr.